Die Henastoibande? – Peter hätte das gefallen

Werner Eckl

Eine Laudatio von Werner Eckl.
Liest man den Namen in gedanklichem Hochdeutsch, gerät man unweigerlich auf den sprachlichen Holzweg und mutmaßt womöglich über eine politische oder esoterische Verschwörung vietnamesischen Ausmaßes. Ist man dagegen mit der bayerischen Sprache und ihren Ausprägungen vertraut, ist sofort klar, dass hier von jener Henastoibande die Rede ist, die ihre Wurzeln offiziell zwar, d.h. als Verein, am Traunsteiner Amtsgericht hat, nichtsdestotrotz aber direkt auf einen ehemaligen Kinder- und Jugendtreff zurückgeht, der seinen Sitz im Hühnerstall eines Bauernhofs im Rupertiwinkel hatte.

Wir haben es also mit einer Bande zu tun, deren Mitglieder ihre Bande in der Schulzeit irgendwann zwischen 1991 und 2005 geknüpft haben. Wie sich das gehört, waren die Anfänge der Bande in jenen Jahren von einer Vielzahl von Abenteuern geprägt, die es zu bestehen galt. Das eigentliche Abenteuer aber fing wohl an, als es die Mitglieder ausbildungsbedingt in viele Richtungen sprengte, unter anderem an die Universität Regensburg, wo sie eine gewisse Desillusionierung darüber verspürten, dass die Welt keineswegs dem entspricht, worüber sie in der Geborgenheit ihres Hühnerstalls philosophiert hatten.

Desillusionierung zieht oftmals Frust nach sich und Frust die Überzeugung, dass man ja eh nichts machen könne. Diesem fatalen Mechanismus traten die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Bande 2007 entschieden entgegen, indem sie sich ihrer alten Freundschaften besannen und im Jahr darauf kurzum den eingetragenen Verein Henastoibande – für mehr Menschlichkeit und sozialen Aufbau gründeten, um als Kollektiv eine bunte Plattform für soziales Engagement zu schaffen, vor Ort Problembewusstsein für soziale Brennpunkte im In- und Ausland herzustellen, durch Veranstaltungen Spendengelder für soziale Projekte zu generieren und Integrations- und Jugendarbeit vor Ort zu leisten.

Von der Diskussion zum politischen Handeln: gegen die zynische Abschiebepraxis und für eine zivilgesellschaftliche Willkommenskultur, gegen TTIP und für eine nachhaltige Wirtschaft, gegen die CSU-Dominanz und für ein buntes Bayern und vor allem und immer wieder: gegen die so genannte neue Rechte von der AfD bis zu der so genannten identitären Bewegung und für ein demokratisches und freies Land. Zu Berühmtheit gelangte in diesem Zusammenhang die Aktion Kehrt den braunen Dreck raus am 27. Februar 2016 im Rahmen der Freilassinger Demo gegen den „Wir sind die Grenze“-Wahn der Rechten.

Wenn sich heute die rechtsradikale Szene in Gestalt der Identitären als heimatliebende Jugendbewegung tarnt, ja, von Elementen der AfD gar als neue APO gefeiert wird, dann ist es Zeit, darauf zu antworten. Und was ist glaubwürdiger, als wenn die Jugend diese Antworten selbst mit klaren kompromisslosen Positionen liefert? – Vor wenigen Tagen hätte Jeremy Corbyn mit klaren linken Positionen beinahe die britischen Parlamentswahlen gewonnen – und dies dank einer zunehmend politisierten Jugend, die nicht mehr zulässt, dass über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen getroffen werden, die ihr ganzes Leben bestimmen werden!

Dass die Henastoibande dabei nicht in Berlin oder Hamburg agiert, sondern vor allem im Rupertwinkel zwischen Traunstein und Berchtesgadener Land, zeigt, dass Bodenständigkeit verbunden mit intelligenten politischen Aktionen auch im ländlichen Raum ankommt und von vielen begrüßt wird. Denn Bayern ist schon lange nicht mehr Synonym für CSU und Bierdimpflmentalität – Bayern ist vielleicht gerade wegen dieser allzu langen Vorherrschaft zu einem vielfältigen Aktionsraum geworden, in dem Ihr von der Henastoibande einen wertvollen Beitrag leistet. Darauf könnt Ihr stolz sein, aber auch das Land, in dem Ihr agiert. In diesem Sinn bin ich glücklich, dass der Peter-Baumgartl-Preis 2017 an die Henastoibande geht und meine, sehr gut zu wissen, dass auch Peter Baumgartl Euer Handeln sehr geschätzt hätte.